Sieben Thesen zur urheberrelevanten Wirtschaft
Im Folgenden werden sieben zentrale Thesen, die sich im Rahmen der Auseinandersetzung mit der Bedeutung des Urheberrechts sowie der Tätigkeit von Kreativschaffenden und ausübenden KünstlerInnen herauskristallisiert haben, dargestellt.
Kunst und Kultur sind ein wesentlicher Teil der österreichischen Identität. Unser Land hat auch international einen ausgezeichneten Ruf als Kulturnation, der sich neben einer ausgeprägten musikalischen Tradition und dem historischen imperialen Erbe überdies immer mehr auf zeitgenössischer Kunst und Kultur gründet. Kunst und Kultur ist auch bei der Urlaubsentscheidung ein immer bedeutsameres Kriterium und wird somit für die heimische Tourismuswirtschaft – von einem bereits in den vergangenen Jahrzenten hohen Bedeutungsniveau ausgehend – immer wichtiger. Der Anteil der Gäste, die ihren Urlaub in Österreich als Kultururlaub bezeichnen, liegt im Schnitt bei 9%.
Kulturtourismus ist ein wachsendes Segment, angetrieben durch die steigende Nachfrage nach Kurzreisen, und wichtiger Hebel für den Ganzjahrestourismus. Er ist nachhaltig, krisenresistent und hat eine wichtige „Türöffnerfunktion“ sowie eine hohe regionale Bedeutung. Städte sind die erste Anlaufstelle für Fernreisende und davon profitieren auch umliegende Regionen. Heimische KünstlerInnen und Kreative tragen durch ihre Tätigkeit und ihr Leistungsvermögen sowohl im In- als auch im Ausland zu einem positiven Österreichbild bei und stärken das Image Österreichs als Kulturnation. Ihr Schaffen ist in diesem Zusammenhang auch für Gäste, die nach Österreich kommen, von hoher Bedeutung.
Mehr als sieben von zehn der Kreativschaffenden & ausübenden KünstlerInnen (73%) schätzen ihre künstlerisch-kreative Tätigkeit als wichtig für das Image Österreichs als Kulturnation ein, in Salzburg sind es gar 80%. Vor allem Film-und TheaterschauspielerInnen bewerten ihre Tätigkeit in diesem Zusammenhang als wichtig (81%). Gezielt nach der Bedeutung für Gäste, die nach Österreich kommen befragt, sehen knapp 50% der Befragten ihre künstlerisch-kreative Tätigkeit als wichtig an, insbesondere in der Gruppe der InterpretInnen. Überdurchschnittlich hohe Zustimmung gibt es hier regional gesehen vor allem in den Bundesländern Kärnten und Tirol. Hier zeigen auch die Befragung des Buchhandels bzw. der Kreativwirtschaft ähnliche Zustimmungswerte um die 50%.
Kunst und Kultur sind als multifunktionales Phänomen ein integraler Teil unserer Gesellschaft und unseres Selbstverständnisses. Sie beeinflussen unser Leben und die Gesellschaft nachhaltig, sind Grundlage eines modernen Staates und seines Wohlstandes. Sie werden daher oft auch als „kreativer Kitt unserer Gesellschaft“ bezeichnet. Jedes Werk, geschaffen im Rahmen eines künstlerisch-kreativen Prozesses, kann mehrere Funktionen einnehmen und mehrere Zwecke erfüllen, unter anderem kann es verschiedene Themen in das Zentrum des gesellschaftlichen Diskurses stellen und Diskussionen anregen. Diese Werke haben das Potential, Entwicklungen in der Gesellschaft anzustoßen und weiterzubringen.
Kreativschaffende & ausübende KünstlerInnen sind als Gestalter dieser Werke von hoher gesellschaftlicher Bedeutung. Häufig werden sie auch als Seismographen einer Gesellschaft bezeichnet, die Stimmungen und gesellschaftliche Entwicklungen (bzw. analog zur Erdbebenforschung auch gesellschaftliche Erschütterungen) wahrnehmen, aufzeichnen und im Rahmen ihrer kreativen Auseinandersetzung widerspiegeln.
Beinahe acht von zehn Kreativschaffenden & ausübenden KünstlerInnen (79%) schätzen ihre künstlerisch-kreative Tätigkeit als wichtig für die Weiterentwicklung und Bildung der österreichischen Gesellschaft ein, in Salzburg sind es sogar 84%. Eine überdurchschnittlich hohe Zustimmung gibt es hier vor allem auch in den verschiedenen Bereichen des Films (Filmhersteller, -urheber) inkl. Film- und TheaterschauspielerInnen. Auch die Befragten des Buchhandels zeigen hier hohe Zustimmung (87% bezeichnen diese als sehr bzw. eher wichtig).
KünstlerInnen und Kreative setzen damit wichtige Impulse in sozialen Strukturen, befruchten den gesellschaftlichen Diskurs und vollziehen eine Auseinandersetzung mit den Grundmustern des Zusammenlebens. Kreative AkteurInnen sind insbesondere auch für die Entwicklung hin zu einer Wissensgesellschaft von Bedeutung, in deren Rahmen eine Erarbeitung, Verbreitung und kritische Rezeption von Deutungen der Wissensbestände auch ökonomisch und innovatorisch von wachsender Bedeutung ist.
Europa und gerade Österreich, als kleine, offene Volkswirtschaft, sind mehr denn je auf eine hohe Innovationsdynamik angewiesen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben und das Wohlstandsniveau abzusichern. Die Kreativwirtschaft bzw. Kreativschaffende & ausübende KünstlerInnen spielen in diesem Prozess eine ganz bedeutende Rolle. Sie dynamisieren innovative Prozesse und Entwicklungen, indem sie einerseits neue Produkte, Dienstleistungen, Anwendungen und Geschäftsmodelle (zumeist in Netzwerken) selbst entwickeln, andererseits bereits bestehende innovatorische Fortschritte in neue Kontexte (kreative Kombinationen) stellen.
Dadurch tragen Kreative wesentlich zu Innovation und Wachstum des Wirtschaftsstandortes Österreich bei und fungieren im Nationalen Innovationssystem (NIS) als wichtige Technologietransferknoten. Vor allem auch ihre hohe Kooperationsneigung stärkt die Vernetzungen innerhalb des NIS.
„Viele innovatorische Impulse, die auch der Wirtschaft nutzen, gehen von kreativ-künstlerisch tätigen Menschen aus“, meinen neun von zehn Kreativschaffenden & ausübenden KünstlerInnen im Rahmen der IWI-Befragung. Diese Meinung teilen insbesondere RespondentInnen aus den Bereichen Bildende Kunst und Film bzw. geographisch gesehen aus Wien, Oberösterreich und außerhalb von Österreich. Eine verhältnismäßig höhere Befürwortung zeigt sich bei dieser Aussage bei den befragten Personen mit höherer Schulbildung.
Vor diesem Hintergrund gewinnen Kreativschaffende & ausübende KünstlerInnen als Innovationsfaktor innerhalb der Europäischen Union immer mehr an Bedeutung. Sie leisten einen wertvollen Beitrag, um Österreich auf dem Weg zur Gruppe der Innovation Leader zu unterstützen. Der Sektor ist eine wichtige Quelle für originäre Ideen und hat auch im Bereich der Anwendung und Gestaltung moderner Technologien Impulsfunktion. Häufig tragen KünstlerInnen/Kreative dazu bei, dass technisch-innovatorische Neuerungen den Weg in die Gesellschaft finden, da neue Technologien frühzeitig und experimentell genutzt und weiterentwickelt werden.
Auch zukunftsorientierte und innovative Arbeits- und Geschäftsmodelle nehmen in der Kultur- und Kreativwirtschaft häufig ihren Anfang. Zu ihren Merkmalen gehören sich schnell wandelnde Unternehmens- und Beschäftigungsstrukturen und damit verbunden sich ändernde Tätigkeitsfelder.
Die Kreativwirtschaft ist durch ihre hohe technologische Affinität und ihre in diesem Zusammenhang stehenden Innovationen direkter Treiber wesentlicher gesellschaftlicher Veränderungen, die weit über ihre spezifischen Teilmärkte hinausgehen und wichtige transformatorische Prozesse einleiten. Ziel für die Zukunft muss sein, die kreativen Potentiale des Sektors noch besser in das NIS zu integrieren und die dynamische und innovatorische Leistungskraft von Kreativschaffenden & ausübenden KünstlerInnen noch stärker für die übrige Volkswirtschaft nutzbar zu machen.
Kreativschaffende & ausübende KünstlerInnen müssen sich jedoch (auch zukünftig) darauf verlassen können, dass ihr geistiges Eigentumsrecht gewahrt und geachtet wird. Nur so kann Kreativität gedeihen und Innovation stattfinden. Und nur so ist es dem/der EigentümerIn einer geistigen Leistung auch möglich, diese wirtschaftlich zu nutzen. Auch für Unternehmen ist der Schutz ihres geistigen Eigentums die Voraussetzung für Innovation und Entwicklung.
Eine Balance aller Anspruchs- und Stakeholdergruppen ist im Bereich des Urheber- und Leistungsschutzrecht schwer zu erzielen. Eine gewisse Ambivalenz ist dem Thema inhärent, da es unterschiedlichste Interessenslagen betrifft. Das Urheber- und Leistungsschutzrecht muss sowohl der Nutzung und Verwertung von Werken, als auch den Ansprüchen von UrheberInnen und RechteinhaberInnen gerecht werden.
All dies muss in Einklang mit dem technologischen Fortschritt gelingen. Der digitale Wandel und insbesondere das Internet führen dabei zu zusätzlichen Herausforderungen. Vor dem Hintergrund des Tempos der technologischen Veränderung, kann dies nur ein fortlaufender Prozess sein. Dabei muss ein balancierter Interessensausgleich zwischen Inhalt, Technologie und NutzerInnen gewährleistet werden.
Wie schwierig eine Balance ist, zeigt auch die Tatsache, dass sich selbst innerhalb der Gruppe der Berechtigten aus dem Urheber- und Leistungsschutzrecht nicht alle gleichbehandelt fühlen. Lediglich knapp 13% sind der Ansicht, dass im Großen und Ganzen alle Anspruchsgruppen unter den KünstlerInnen/Kreativen gleichbehandelt werden. Die Zwiespältigkeit der Thematik zeigt sich weiters in der Zufriedenheit mit der derzeit gültigen Form des Urheber- und Leistungsschutzrechts. Rund die Hälfte der Befragten ist zufrieden, rund ein Drittel nicht.
Dieser Befund zeigt, dass ein kontinuierlicher, offener und vor allem inhaltsorientierter Diskurs, der alle Anspruchs- und Stakeholdergruppen einschließt, weiterhin erforderlich ist. Ein Ansatzpunkt ist in diesem Zusammenhang auch eine Informationsbereitstellung und Aufklärung hinsichtlich der Ansprüche aus dem Urheber- und Leistungsschutzrecht. Vier von zehn Befragten fühlen sich über ihre Ansprüche nicht ausreichend informiert. Ein besseres Wissen über Ansprüche bzw. die Materie selbst ist mitunter schon ein erster Schritt in Richtung eines besseren Diskurses.
Dass Einnahmen aus dem Urheber- und Leistungsschutzrecht auch zukünftig einen bedeutenden Einkommensanteil für Kreativschaffende & ausübende KünstlerInnen darstellen werden, erfährt im Rahmen der Befragung eine sehr hohe Zustimmung von fast 90%. Die Regelmäßigkeit dieser Einnahmen hat dabei kaum Einfluss auf das Antwortverhalten. Auch eine Einschätzung der Entwicklung der Einnahmen aus urheberrechtlich geschützten Werken verdeutlicht die Bedeutung als Einkommensbestandteil. So rechnen 38% der Befragten damit, dass diese in den kommenden drei Jahren steigen werden und 34% damit, dass diese zumindest gleich bleiben werden. Lediglich 18% rechnen mittelfristig mit einer Abnahme.
Damit in Zusammenhang steht auch eine zukünftig (ökonomisch) hohe Bedeutung des Urheber- und Leistungsschutzrechts an sich sowie die Durchsetzung der Ansprüche daraus. Nahezu alle Befragten (rund 94%) halten gerade heutzutage und in den kommenden Jahren Urheber- und Leistungsschutzrechte und deren Durchsetzung für wichtig. Verstärkt wird diese Aussage dadurch, dass neun von zehn Befragten (91%) angeben, dass durch die Missachtung von Urheber- und Leistungsschutzrechten im Online-Bereich den KünstlerInnen/Kreativen (wichtige) Einnahmen verloren gehen.
Die entscheidende Herausforderung besteht in den kommenden Jahren darin, das Urheber- und Leistungsschutzrecht und dessen Durchsetzung so weiter zu entwickeln, dass Berechtigte und RechteinhaberInnen nach wie vor einen ökonomischen Nutzen aus der Verwertung ihrer Werke ziehen können. Das Recht an der kreativen Leistung ist das Rückgrat jeder Form digitaler und kreativer Ökonomie. Ohne eine juristische und gesellschaftliche Klärung dieser Frage kann sich die Kreativwirtschaft nicht wachstumsorientiert entwickeln.
Der digitale Wandel verändert die Lebens- und Arbeitswelt in hohem Tempo, auch jene der Kreativschaffenden & ausübenden KünstlerInnen. Alle Kreativbereiche bzw. künstlerischen Sparten sind mehr oder weniger von der Digitalisierung betroffen und gestalten diese aktiv mit. Sie verändert vor allem die Produktion und Distribution kulturwirtschaftlicher Güter grundlegend.
Auch die Arbeitsabläufe haben sich durch den Einsatz digitaler Technologien radikal verändert. Kreative und KünstlerInnen müssen heutzutage Allrounder sein, die neben fachlich/inhaltlichen Qualifikationen zugleich technisch/digitales Know-how mitbringen. Dabei gilt es neben den schier unbegrenzten Möglichkeiten, welche die Digitalisierung bietet, auch den Überblick bzw. Fokus zu wahren.
Die Auswirkungen des digitalen Wandels betreffen dabei meist die Sphäre, der das Werk begleitenden Tätigkeitsbereiche, nachhaltiger als die Produktion bzw. das Werk selbst. Die stärksten Auswirkungen der Digitalisierung sehen die Befragten auf den Bereich Marketing und Kommunikation (79% bezeichnen den Einfluss hier als sehr bzw. eher stark). Hoher Einfluss wird weiters auf die Bereiche Einkauf und Beschaffung (59%) sowie Verkauf und Distribution gesehen (53%). Das wirtschaftliche und kreativ-künstlerische Handeln wird durch die Digitalisierung weiters in der Kooperation mit anderen KünstlerInnen (52%) und der Weiterbildung (44%) beeinflusst.
Auf das Kunstwerk selbst sehen hingegen lediglich 34% einen Einfluss (einen starken Einfluss sehen dabei 11%). Der Einfluss neuer digitaler Technologien auf das Werk ist erwartungsgemäß stark vom Tätigkeitsbereich bzw. der Kunst-/Kreativsparte abhängig. So sehen bspw. MusikvideoproduzentInnen oder auch FilmherstellerInnen (ProduzentInnen) und -urheberInnen einen deutlich höheren Einfluss der Digitalisierung auch auf das Werk selbst.
Die überwiegende Mehrheit der Befragten (86%) sieht durch digitale Technologien die Möglichkeit, ein größeres Publikum zu erreichen, gleichzeitig jedoch das Problem, dass die Erträge je Werk schrumpfen. Überdurchschnittliche Zustimmung gibt es hier im Bereich der Musik sowie der InterpretInnen, MusikvideoproduzentInnen und TonträgerherstellerInnen (jeweils rund 90%). Inwieweit es durch die digitale Vermarktung von Werken mittelfristig im jeweiligen künstlerischen Bereich der Befragten zu einer Steigerung der Erlöse kommen wird, darüber herrscht ein differenziertes Bild. Rund 43% sehen positiv in die Zukunft und rechnen durch die Möglichkeiten digitaler Distribution auch mit Erlössteigerungen, die Hälfte der Befragten hingegen denkt, dass dem nicht so sein wird. Vor allem RespondentInnen aus dem Bereich Literatur sehen die Entwicklung ungünstig.
Der digitale Wandel hat eine neue Art des gesellschaftlichen und unternehmerischen Denkens und Handelns geschaffen. Als große Errungenschaft der Digitalisierung sehen Kreativschaffende & ausübende KünstlerInnen vor allem den raschen Zugang zum Publikum und den Vorteil einer breiten, globalen Öffentlichkeit. Auch die Möglichkeiten schneller Kommunikation und Informationsbeschaffung sowie internationale Vernetzungsmöglichkeiten werden analog zur Befragung bei den Kreativwirtschaftsunternehmen häufig genannt. In Stichworten zusammengefasst sind die Errungenschaften: Reichweite, Sichtbarkeit, Informationsbeschaffung und Vernetzung.
Als Nachteile der Digitalisierung werden sowohl von Kreativwirtschaftsunternehmen als auch Kreativschaffenden & ausübenden KünstlerInnen vor allem das Überangebot bzw. die Unüberschaubarkeit, die Informationsflut, die Schnelligkeit (Schritthalten mit den technologischen Veränderungen), eine Übersättigung der Märkte, eine gewisse Kurzlebigkeit und teils geringere Wertschätzung (des Werks) bzw. eine Oberflächlichkeit sowie eine Missachtung von Urheberrechten/Datenschutz genannt.
Auch wenn die Digitalisierung mehr ist als das Internet (World Wide Web), ist es in der Arbeitswelt der Kunst- und Kreativszene nicht mehr wegzudenken. Drei Viertel der Befragten (75%) sind der Meinung, dass das Internet mittlerweile zentrales Element des wirtschaftlichen Erfolgs von Kreativschaffenden & ausübenden KünstlerInnen ist. Hohe Zustimmung erfährt dies vor allem auch im Bereich MusikvideoproduzentInnen (85%) und TonträgerherstellerInnen (83%). In noch höherem Maße vertreten diese Ansicht auch die Befragten des Buchhandels (90%) bzw. der Kreativwirtschaft (94%). Dennoch werden bspw. Online-Plattformen in erster Linie dazu genutzt, um soziales Kapital und Bekanntheit aufzubauen und nicht als bedeutende finanzielle Einnahmequelle, sagen 86% der Befragten.
Durch die direkten Kommunikationskanäle im Internet (unter anderem Social Media) ist es heute wesentlich leichter als früher, ein Thema zu setzen und sich selbst bekannt zu machen bzw. zu vermarkten. Kreative können mit ihrem Publikum in einer früher unvorstellbaren Weise direkt in Kontakt und Austausch treten. Dennoch zeigt sich hier auch die Problematik bzw. der Widerspruch. Auch wenn das Internet mittlerweile zentrales Element der Selbstpräsentation ist, kann es oft (noch) nicht im selben Ausmaß in ökonomischen Erfolg umgemünzt werden.
Der Schutz des geistigen Eigentums ist eine ständige Herausforderung, die durch den digitalen Wandel und die zentrale Rolle des Internets in den vergangenen Jahren eine zusätzliche Dimension erfahren hat. Über 90% der Befragten geben an, dass ihnen durch die Missachtung von Urheber- und Leistungsschutzrechten im Online-Bereich wichtige Einnahmen verlorengehen. Vor allem Befragte aus dem Bereich Musik (inkl. TonträgerherstellerInnen, InterpretInnen) stimmen dieser Aussage sehr deutlich zu.
Ebenfalls hohe – sogar noch etwas höhere – Zustimmung (94%) erfährt die Aussage, dass gerade heutzutage und in den kommenden Jahren der Schutz von Urheber- und Leistungsschutzrechten und deren Durchsetzung bedeutender denn je ist. Diese hohe Zustimmung zieht sich durch alle Kreativsparten.
Beiden Aspekten wird auch in der Befragung des Buchhandels ausnahmslos zugestimmt (100%) und auch die Befragten der Kreativwirtschaft zeigen hier hohe Zustimmung (74% bezüglich dem Verlust wichtiger Einnahmen auf Seiten der KünstlerInnen und Kreativen bzw. 85% hinsichtlich der Wichtigkeit eines Urheber- und Leistungsschutzes sowie seiner Durchsetzung).
Zu denken gibt, dass etwas über die Hälfte der Befragten der Ansicht ist, dass die Durchsetzung von Schutzrechten in digitalen Medien quasi unmöglich ist. Vor diesem Hintergrund muss weiter daran gearbeitet werden, Lösungen zu finden, um Schutz- und Durchsetzungsmaßnahmen entsprechend anzupassen. Ein System zum Schutz der geistigen Eigentumsrechte und zur effektiven Bekämpfung von Rechtsverletzungen muss auch im digitalen Zeitalter wirksam sein.
In diesem Zusammenhang wird es auch (sehr) positiv gesehen, dass dem Thema Leistungsschutzrecht auch auf EU-Ebene mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird, auch wenn die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen sind (Buchhandel: 86% bzw. Kreativwirtschaft: 85%).
Neben Kreativität und Talent brauchen Kreativschaffende & ausübende KünstlerInnen für den Erfolg auch ein gewisses (Selbst-)Vermarktungstalent. Wer von seinem künstlerisch-kreativen Schaffen leben will bzw. muss, braucht – gerade auch als Selbstständige(r) – Unternehmergeist. Die Vermarktung des eigenen Werks stellt jedoch für einen Großteil der Kreativschaffenden & ausübenden KünstlerInnen eine Herausforderung dar. Mehr als zwei Drittel (73%) der Befragten sind der Ansicht, dass es für kreativ-künstlerisch tätige Personen heutzutage ohne entsprechende Zusatzqualifikationen nicht mehr möglich ist, die eigenen Werke zu verwerten. Regional gesehen ist die Zustimmung hier vor allem in Salzburg und Oberösterreich sehr hoch.
Betriebswirtschaftliches und unternehmerisches Denken bzw. „die kreativ-künstlerische Tätigkeit begleitenden Qualifikationen“ gewinnen an Bedeutung. Betrachtet man einzelne Qualifikationsbereiche so erachten die Befragten vor allem die Wissensfelder „Marketing und Kommunikation“ (90% sehr bzw. eher wichtig), „Verkauf und Distribution“ (78%) sowie den Bereich „IT/EDV“ (74%) als bedeutend. Aber auch (Zusatz-)Qualifikationen in den Themenfelder „Recht“ (70%) sowie „BWL“ (61%) gelten mehrheitlich als nötig bzw. wichtig für die Ausübung des eigenen kreativ-künstlerischen Berufs.
Abseits davon erachteten die Befragten auch Soft-/Social Skills für wichtige, das kreative Schaffen begleitende, Kompetenzen. In diesem Zusammenhang werden unter anderem Vermittlungsvermögen von Ideen und Inhalten, Selbstorganisation, Durchhaltevermögen oder auch die Fähigkeit, Netzwerke aufzubauen, genannt.
KünstlerInnen und Kreative werden im digitalen Zeitalter gewissermaßen zum Agenten und Vermittler ihrer selbst. Das verlangt ihnen neben dem hohen zeitlichen Aufwand auch neue Fähigkeiten und Zusatzqualifikationen ab. Hier muss sich auch die Ausbildung bewähren. Der gesamte Komplex der künstlerischen Positionierung am Markt gehört sinnvollerweise in die Curricula der Ausbildungsstätten. Mit der beruflichen Realität bzw. der Realität des Marktes und seiner Bedeutung für die künstlerisch-kreative Tätigkeit werden die Betroffenen spätestens nach Beendigung ihrer Ausbildung konfrontiert. Im Angesicht der ökonomischen Anforderungen ihres Berufs fühlen sich viele unzureichend vorbereitet.
Über die Hälfte der Befragten (56%) fühlte sich durch ihre Ausbildung oder andere gemachte Erfahrungen unzureichend gut gerüstet, was entsprechende Zusatzfähigkeiten betrifft. Umgekehrt fühlten sich lediglich 11% umfassend gut vorbereitet. Dies betrifft sowohl Frauen als auch Männer und zieht sich durch alle Ausbildungsebenen, wobei sich insbesondere die Pflichtschulabgänger (zwei Drittel der Befragten) schlecht vorbereitet sehen.
Auch wenn oftmals Sorge herrscht, dass ein zu frühes Konfrontieren der KünstlerInnen und Kreativen mit betriebswirtschaftlichen und unternehmerischen Aspekten im Rahmen der Ausbildung die Kreativität und künstlerische Freiheit einschränken könnte, sieht man dennoch den Bedarf und auch den Wunsch der Kreativschaffenden & ausübenden KünstlerInnen hinsichtlich Zusatzqualifikationen für ein erfolgreiches Agieren am Markt besser gerüstet zu sein. Man muss es den Auszubildenden ermöglichen, aktiv mit der Thematik umzugehen und ihren eigenen Zugang zu entwickeln. Wichtig ist es, Ihnen die notwendige Kompetenz mitzugeben, um am Markt als KooperationspartnerIn auf Augenhöhe und als selbstbestimmte AkteurInnen aufzutreten und nicht als „brotloser Künstler“ und „kreativer Bittsteller“.
Obwohl die Bezahlung im Vergleich zu anderen Berufen oft geringer ausfällt und Karrierewege schwerer planbar sind, ist das Interesse an einer Tätigkeit im kreativ-künstlerischen Bereich nach wie vor hoch. Dies zeigt auch die Tatsache, dass die Befragten in ihrem jeweiligen Tätigkeitsbereich keine Nachwuchsprobleme sehen. Im Gegenteil: 45% der Befragten sind der Ansicht, dass (eher) zu viele junge KünstlerInnen in Österreich in ihr Berufsfeld drängen. Im Bereich der Bildenden Kunst sind es sogar 55%.
Die nächste Generation steht schon in den Startlöchern und bringt neben umfangreichem Grundlagenwissen auch einen selbstverständlichen Umgang mit digitalen Technologien mit. So sehen auch die Befragten, trotz hoher Konkurrenz, immer noch gute Chancen für den Nachwuchs. Mehr als die Hälfte der Befragten (55%) würde einem jungen Menschen nach wie vor empfehlen, im eigenen Kreativbereich Fuß zu fassen. Lediglich 5% würden davon kategorisch abraten.
Von einer großen Zahl an jungen, gut ausgebildeten, kreativen Fachkräften können jedoch nicht nur Unternehmen, die direkt in der Kreativwirtschaft angesiedelt sind, profitieren. In der Kreativwirtschaft herrscht generell ein sehr hohes Ausbildungsniveau. Insgesamt haben rund 55% eine Ausbildung abgeschlossen, die über das Maturaniveau hinausgeht. Zusätzlich sind sie meist überdurchschnittlich flexibel und mobil sowie verfügen über Mehrfachqualifikationen und hohe Kundenorientierung. Es gilt das kreative Potential in Zukunft auch stärker in „branchenfremden“ Bereichen einzusetzen bzw. diese interdisziplinär zu vernetzen.
Es entwickeln sich laufend neue Jobprofile, für die es noch keine formalen Ausbildungsmöglichkeiten gibt. In diesem Zusammenhang müssen heterogene Wege, um junge Talente in der Kreativwirtschaft zu fördern, gegangen werden und neben Unternehmensgründungen auch die Durchlässigkeit in andere Bereiche erleichtert werden. Nur so kann mittel- und langfristig das branchenübergreifende Potenzial von Kreativität und Innovation ausgeschöpft werden.