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Musik als Gestaltungsparameter in Serviceumgebungen

Wissenschaftliche Erkenntnisse einer Studie zum Einfluss von Hintergrundmusik auf Kundenerlebnis und Personalerfahrung
Wissenschaftliche Erkenntnisse einer Studie zum Einfluss von Hintergrundmusik auf Kundenerlebnis und Personalerfahrung

Musik als Erfolgsfaktor in Serviceumgebungen

Einkaufend­en ein attrak­tives Shop­pinger­leb­nis zu bieten gilt als strate­gis­ch­er Hebel zur Dif­feren­zierung des sta­tionären Han­dels im Wet­tbe­werb mit dig­i­tal­en Konkur­renten. Die Gestal­tung der Lade­nat­mo­sphäre ist dabei entscheidend. 

Die vor­liegende Studie unter­sucht mit einem Mixed-Meth­ods-Ansatz und aus unter­schiedlichen Per­spek­tiv­en, welchen Beitrag Musik in Ser­viceumge­bun­gen sowohl zur Aufen­thalt­squal­ität von Einkaufend­en als auch von Arbeit­skräften leis­tet – und welche Auswirkun­gen sich daraus auf das Kon­sumenten­ver­hal­ten ergeben.

Die wichtig­sten Erken­nt­nisse der Studie:

  1. Musik wird gezielt zur Verbesserung der Lade­nat­mo­sphäre sowie zur Erhöhung der Ver­weil­dauer und Kun­den­bindung eingesetzt.
  2. Einkaufende ver­fü­gen über eine hohe Sen­si­bil­ität für Musik in Ser­viceumge­bun­gen und dies hat direk­te Wirkung auf deren Stim­mung, Ver­weil­dauer, Kaufver­hal­ten und Weiterempfehlung.
  3. Pos­i­tive Ein­stel­lun­gen und Wirkun­gen auf das Kaufver­hal­ten zeigen sich beim Ein­satz passender und auf die Branche abges­timmter Musik.
  4. Pop­uläre Musik genießt die höch­ste Akzep­tanz bei Musikver­ant­wortlichen, beim Per­son­al am PoS und bei Einkaufenden.
  5. Die Wirkung von Hin­ter­grund­musik auf das Per­son­al in Han­dels­geschäften wird bis­lang in Forschung und Prax­is vernachlässigt.
  6. Der Ein­satz von Musik in Han­del­sun­ternehmen hat sich pro­fes­sion­al­isiert, erfol­gt jedoch vielerorts noch immer ohne konkrete Ziel­rich­tung und Ein­bet­tung in den Handelsmarketing-Mix.
  7. KI-gener­ierte Musik wird von Han­delsver­ant­wortlichen aus Kosten­grün­den erwogen, von Einkaufend­en als unper­sön­lich, unau­then­tisch und wenig emo­tion­al abgelehnt.

Musik wird gezielt einge­set­zt, um die Lade­nat­mo­sphäre zu verbessern, die Ver­weil­dauer zu erhöhen und die Kun­den­bindung zu stärken. 

Eine hohe Sen­si­bil­ität der Kund:innen für Musik im Han­del­sum­feld wurde sowohl in der Feld­studie als auch in der quan­ti­ta­tiv­en Befra­gung festgestellt.

Musik wird von ein­er großen Mehrheit der Kund:innen wahrgenom­men und pos­i­tiv beurteilt. 62% der Befragten geben an, länger im Geschäft zu ver­weilen, wenn ihnen die musikalis­che Gestal­tung zusagt. Dabei bee­in­flusst Musik nicht nur die Kau­flaune, son­dern auch die Bere­itschaft, neue Pro­duk­te auszupro­bieren oder das Geschäft weiterzuempfehlen.

Entschei­dend für den Erfol­gs­fak­tor ist dabei die Musikauswahl: Musik, die als angenehm, bekan­nt und passend emp­fun­den wird, wirkt sich pos­i­tiv auf die Bew­er­tung der Einkauf­sumge­bung aus. 

Pop­uläre Musik und „Hits aus dem Radio“ erzie­len die höch­ste Akzep­tanz, da sie als kle­in­ster gemein­samer Nen­ner über alle Alters­grup­pen und Branchen hin­weg funk­tion­ieren. Pop­uläre Musik ver­mit­telt Ver­trautheit, erzeugt pos­i­tive Emo­tio­nen und wird mit Qual­ität assoziiert.

Eben­so wird Musik als beson­ders passend emp­fun­den, wenn sie zum Anlass (saisonale Musik) oder Sor­ti­ment des Geschäfts passt. Eine sys­tem­a­tis­che Pla­nung hin­sichtlich Auswahl, Laut­stärke und Tem­po verbessert den wahrgenomme­nen Fit zur Markenidentität. 

Je nach Branche darf Musik auch auf­fäl­liger sein – etwa dynamis­ch­er im Sporthandel, während in anderen Bere­ichen ruhigere Klänge bevorzugt werden.

Als unpassend oder monot­on emp­fun­dene Musik hinge­gen kann das Gegen­teil bewirken – sie führt zu Reak­tanz, schlechter Laune und verkürzter Ver­weil­dauer. Wenn in einem Geschäft unpassende oder unan­genehme Musik gespielt wird, so ist das für die Befragten zwar kein Grund, das Geschäft sofort wieder zu ver­lassen, aber knapp die Hälfte würde die Ver­weil­dauer reduzieren.

Auch für das Verkauf­sper­son­al spielt Musik eine bedeu­tende Rolle. Diese Per­so­n­en sind der Musik inten­siv­er aus­ge­set­zt als die Kund­schaft, weshalb sie größere Auswirkun­gen auf Moti­va­tion, Arbeit­sat­mo­sphäre und Beratungsqual­ität hat.

Mitar­bei­t­ende, die täglich mehrere Stun­den in Geschäften ver­brin­gen, empfind­en musikalis­che Unter­malung nicht nur als angenehm, son­dern als motivierend. Sie hil­ft, Stille zu ver­mei­den, Nebengeräusche auszublenden und schafft eine pos­i­ti­vere Arbeitsatmosphäre. 

Eine gute Musikauswahl bee­in­flusst somit nicht nur die Stim­mung der Kund­schaft, son­dern auch die Qual­ität der Inter­ak­tion am Point of Sale – ein zen­traler Fak­tor für das Marken­er­leb­nis. Beson­ders pop­uläre Musik („Radio-Musik“ und „Hits aus den Charts“) wird auch von Mitar­bei­t­en­den bevorzugt, während monot­o­ne Wieder­hol­un­gen als belas­tend emp­fun­den werden.

Viele Unternehmen erken­nen das Poten­zial von Musik für ihre Markeniden­tität, arbeit­en mit Dien­stleis­tern zusam­men und set­zen Musik strate­gisch ein. Den­noch fehlt es mehrheitlich an sys­tem­a­tis­ch­er Eval­u­a­tion und ein­er klaren Ver­ankerung im Handelsmarketing. 

Beson­ders deut­lich wird das bei Exper­i­menten mit KI-gener­iert­er Musik. Obwohl KI-Musik von eini­gen Musikver­ant­wortlichen aus Kosten­grün­den erwogen wird, lehnen sowohl Mitar­bei­t­ende als auch Konsument:innen den Ein­satz in der Prax­is mehrheitlich ab. 

Die Musik wird als unper­sön­lich, kün­stlich und emo­tion­al schwach emp­fun­den. In mehreren doku­men­tierten Fällen – unter anderem bei der britis­chen Han­dels­kette ASDA – wur­den solche Ver­suche nach kurz­er Zeit eingestellt, teils auf Druck der Belegschaft.

Die Studie macht deut­lich: Musik ist ein unter­schätzter, aber wirkungsvoller Hebel zur Gestal­tung von Ser­viceumge­bun­gen – für Kund:innen eben­so wie für Mitar­bei­t­ende. Beim geziel­ten, strate­gis­chen Ein­satz zur Kun­den­bindung und Mitar­beit­er­mo­ti­va­tion beste­hen jedoch nach wie vor ungenutzte Potenziale. 

Für Unternehmen, die beson­deren Wert auf Indi­vid­u­al­ität, Qual­ität oder Markeniden­tität leg­en, bleibt der Ein­satz hochw­er­tiger, kuratiert­er Musik weit­er­hin essenziell.

Hin­ter­grund:

Die AKM unter­stützt diese Forschung, um den wirtschaftlichen Wert von Musik sicht­bar zu machen. Musiknutzung schafft Mehrw­ert – für Han­del­sun­ternehmen eben­so wie für Konsument:innen – und muss fair gegenüber den Urheber:innen vergütet werden.

© Ste­fan Joham

Kurzbiographie FH-Prof. Dr. Cordula Cerha

FH-Prof. Dr. Cor­du­la Cer­ha ist eine Mar­keting­ex­per­tin mit über 25 Jahren Erfahrung. Sie lehrt und forscht am Insti­tut für Retail­ing und Data Sci­ence an der Wirtschaft­suni­ver­sität Wien, am Insti­tut für Kom­mu­nika­tions­de­sign der Uni­ver­sität für ange­wandte Kun­st Wien und weit­eren uni­ver­sitären Einrichtungen.

Ihre aktuellen Forschungsin­ter­essen liegen im Bere­ich des strate­gis­chen Han­dels­mar­ket­ings und des Kon­sumenten­ver­hal­tens im sta­tionären und Online-Handel.

Studienansatz & Methodik

Die Unter­suchung basiert auf einem Mixed-Meth­ods-Ansatz, der eine Desk Research und Expert:innengespräche zu bish­eri­gen Erken­nt­nis­sen, eine qual­i­ta­tive Feld­studie mit Beobach­tun­gen und Befra­gun­gen am Point of Sale und eine quan­ti­ta­tive Kon­sumenten­be­fra­gung (CAWI, n=522) kombiniert.

Im Mit­telpunkt ste­hen die Motive für den Ein­satz von Musik in Ser­vice- und Einkauf­sumge­bun­gen, die Auswirkun­gen auf das Erleb­nis und Ver­hal­ten von Einkaufend­en und Per­son­al sowie die Ein­stel­lun­gen von Konsument:innen zum Ein­satz von pop­ulär­er Musik, funk­tionaler Musik und KI-gener­iert­er Musik in Serviceumgebungen.

Ergeb­nisse ein­er Studie von FH-Prof. Dr. Cor­du­la Cerha

(CMC-Con­sul­tants in Koop­er­a­tion mit dem Insti­tut für Retail­ing & Data Sci­ence am Depart­ment Mar­ket­ing der Wirtschaft­suni­ver­sität Wien)

Rückfragehinweise

Ste­fanie Geier, Leitung Kom­mu­nika­tion
050717–19106
[email protected]

Fotos

Fotos © Eva Kelety

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